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Bewegungsfotos in der Reithalle: Scharfe Bilder trotz wenig Licht

  • Autorenbild: Johanna Milse
    Johanna Milse
  • 6. Dez.
  • 5 Min. Lesezeit

Reithallen gehören zu den frustanfälligsten Orten für Fotografen. Es ist dunkel, das Licht ist flach, die Kontraste sind verschluckt – und das Pferd bewegt sich schneller, als die Kamera reagieren kann. Während draußen fast jedes Foto sitzt, fühlt sich die Hallenfotografie oft an wie ein Kampf gegen Technik und Licht.

 

In diesem Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du selbst unter denkbar schlechten Bedingungen scharfe, dynamische Bewegungsfotos in der Reithalle machst. Mit einem Verständnis für das Zusammenspiel aus Bewegung, Licht und Einstellungen, ganz gezielt abgestimmt für den Bereich der Pferdesportfotografie, wirst du deine Hallenfotos direkt auf ein nächstes Level heben. Ohne Frust, ohne Ratespiel – und ohne Automatik-Modus.

 

Reiter im schnellen Galopp im Stechen bei der Partner Pferd Leipzig

 

1. Der Unterschied zwischen Hallenlicht und Outdoor – und warum Bewegung hier schwieriger ist

 

In Reithallen ist die Hauptlichtquelle fast immer die Deckenbeleuchtung. Wenn man Glück hat, gibt es große Fensterflächen – aber spätestens in der Dämmerung bleibt nur noch das künstliche Licht übrig. Und je dunkler der Hallenboden, Banden und Wände, desto mehr wird von dem wenigen Licht auch noch verschluckt. Im Worst Case, d.h. schlechte Lampen, dunkler Boden, dunkle Wände, stoßen selbst Profi-Kameras für Bewegungsfotos an ihre Grenzen.

 

Mein Tipp: Wenn du Reitturniere in der Halle fotografierst, dann sei unbedingt vor der Dämmerung vor Ort und sichere dir Impressionen, Hallen-Übersichten und Teamfotos. Diese Bilder sind für Veranstalter extrem wertvoll – und du hast zusätzliches Material für Social Media und dein Portfolio.


 

Startglocke für Dressur in der Reithalle

 


2. Warum der Automatik-Modus hier IMMER scheitert

 

In dunklen Hallen versucht der Automatik-Modus, fehlendes Licht durch eine lange Verschlusszeit auszugleichen. Zur Erinnerung: Die Verschlusszeit (auch Belichtungszeit) ist die Dauer, für die der Kameraverschluss geöffnet bleibt, damit Licht auf den Sensor fällt. Wenn sich aber dabei das Pferd schnell bewegt, dann sind Bewegungen auf dem Foto verwischt und das Motiv ist unscharf – völlig unbrauchbar für Sportfotos.

Wenn du Pferdesport fotografierst, ist eine kurze Verschlusszeit Pflicht, damit die Bewegung eingefroren wird.

 

Mein Tipp: ✨ In meinem Blogbeitrag "Pferdefotografie leicht gemacht" bekommst du einen einfachen Einstieg in die manuellen Kameraeinstellungen für Pferdefotografie – ideal für Anfänger, Hobbyfotografen und Pferdesportfans. Dazu gibt’s meinen kompakten Spickzettel für unterwegs!

 

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3. Voraussetzungen an das Equipment

 

Viele glauben: „Mit einer besseren Kamera hätte ich in der Halle tolle Bilder.“ Ja – aber nur teilweise. Eine Kamera hilft tatsächlich in Bezug auf Autofokus, Schnelligkeit, Rauschverhalten, aber die teuerste Kamera hilft NICHTS, wenn das Objektiv nicht lichtstark ist! Also: die wichtigste Stellschraube ist das Objektiv.

Ein Objektiv mit maximal f4 wird dich in Hallen frustrieren – egal wie gut du fotografierst oder wie teuer die Kamera ist. Ich empfehle ein Objektiv mit der du die Blende mindestens bis f2.8 öffnen kannst. Das Immerdrauf-Objektiv von vielen Reitsportfotografen ist hier ein 70-200mm f2.8.

 

Mein Tipp: Weil lichtstarke Objektive sehr teuer sind, habe ich mein erstes Canon 70–200 mm f2.8 gebraucht für 700 € gekauft. Danach ein Service für ca. 300 € – und das Objektiv ist seit Jahren im Dauereinsatz, schnell, scharf und zuverlässig.

Mein Erfahrungswert zu günstigeren Anbietern: Sigma? Großartig! Tamron? Wäre persönlich nicht meine Wahl.

 


Springreiter über dem Hindernis

 

4. Die wichtigste Einstellung: Verschlusszeit

 

Wer Bewegung in dunkler Umgebung fotografieren möchte, muss verstehen, wie ISO, Blende und Verschlusszeit zusammenarbeiten.

 

Blende

Mit einer geöffneten Blende fällt viel Licht auf den Sensor, gleichzeitig wird aber auch der Schärfebereich dünner.  

Für Hallenfotos gilt:

  • Möglichst offen: f2.8

  • Bei f2.0 oder f1.8 wird der Schärfebereich so dünn, dass Pferd und Reiter selten gemeinsam scharf sind.

  • Gleichzeitig steigt die AF-Herausforderung.

 

ISO

Mit dem ISO verstärkst du Lichtsignal und erzeugst so hellere Bilder. Aber du verstärkst damit auch das unerwünschte Rauschsignal, das von der Elektronik des Sensors stammt. Ein zu hoher ISO führt zu Farb- und Detailverlust, Schärfeverlust und Bildrauschen.

Für Hallenfotos gilt:

  • So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

  • Hochwertige Kameras sind hier ein echter Pluspunkt.

  • In der Nachbearbeitung kannst du nachträglich noch einiges verbessern.

 

Verschlusszeit

Der entscheidende Faktor für scharfe Hallenfotos. Die Verschlusszeit muss ausreichend schnell sein um Bewegung einzufrieren und gleichzeitig lang genug um genügend Licht einzufangen.

Meine Mindestwerte ganz konkret:

  • 1/500 s – Siegerehrung, stillere Motive

  • 1/800 s – Schritt / Dressur von der Seite / mit etwas Übung und ruhiger Hand auch Sprung von der Seite

  • 1/1000 s – Galopp, Sprung, Ehrenrunde

  • 1/1250 s – immer wenn’s schnell wird, z.B. im Stechen

  • 1/1600 s – nutze ich in der Halle nicht

 

Mein Tipp: Kürzere Brennweiten (z. B. 135 mm statt 200 mm) und näher ans Motiv herangehen. Das erzeugt weniger Streulicht, weniger Wackler und somit knackigere Bilder.

 

Kopfportraits eines Pferdes auf einem Springturnier

 


5. Der Autofokus: Die wahre Herausforderung in der Halle

 

Die Treffsicherheit des Autofokus kann in Reithallen und schnellen Pferden ein großer Frustfaktor sein. Denn der Autofokus liebt Kontraste. Bei wenig Licht haben wir aber weniger Kontraste und der Autofokus hat damit zu kämpfen. Entweder „pumpt“ er oder er springt auf den nächstbesten Kontrast, was bei Turnierfotos oft die weiße Reithose ist. Das ist auch der Grund warum ich in der Halle nicht auf dynamische Messfeldsteuerungen und Motivtracking vertraue.

 

Meine bewährten Einstellungen für einen sicheren Autofokus:

·      AF-C / AI-Servo - ein mitziehender Autofokus ist Pflicht bei Bewegtbildern!

·      Einzelfeld-AF → maximale Kontrolle. Achtung! Die Kamera fokussiert nur auf diesen einen Punkt, deshalb muss ich sie mitbewegen.

·      Keine Priorisierung oder Motivtracking

 

Meine Tipps zum vorfokussieren: Ich nehme das Pferd bereits in der Anreitphase in den Fokus und halte den Auslöser halb gedrückt. So „sitzt“ der AF schon auf dem Pferd, und der Servo zieht sicher mit. In der passenden Phase muss ich dann nur noch den Auslöser durchdrücken. Von außen sieht das aus wie ein leichtes, rhythmisches Mitziehen der Kamera.


Reiterin und Pferd über einem Hindernis


6. „Sweet Spots“ in jeder Halle – wo du die besten Fotos bekommst

Schau dir die Location vorher ganz genau an und positioniere dich so, dass du die Stellen fotografieren kannst, die am besten ausgeleuchtet sind. Versuche immer mit dem Licht zu fotografieren, und nicht gegen das Licht. Das heißt, Fenster oder Licht im Hintergrund des Pferdes sind ungünstig. Wenn bei Reitturnieren eine Videowall aufgestellt ist, dann meide sie möglichst komplett. Die LEDs überstrahlen alles und ruinieren Farben.


Fazit

Hallenfotografie ist anspruchsvoll – aber absolut machbar. Mit dem richtigen Verständnis für Verschlusszeit, AF-Verhalten und Licht kannst du auch in dunklen Reithallen scharfe, lebendige Bewegungsfotos machen.

 

Und falls du beim Wechsel von Automatik zur manuellen Kontrolle noch unsicher bist: Genau dafür habe ich meinen Pferdefotografie-Spickzettel entwickelt. Kompakt, übersichtlich – und perfekt für die Kameratasche.


Erfahre mehr über meine Arbeit auf meiner Homepage: www.johannamilsephotography.com


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© 2024 von Johanna Milse

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