Schwierige Showbilder retten: Lightroom-Tipps für Fotos mit Nebel & Gegenlicht
- Johanna Milse
- 30. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13false07 GMT+0000 (Coordinated Universal Time)
Nebel, Spotlights, Gegenlicht – und ein Pferd mitten in dieser Szenerie. Showfotografie kann unglaublich eindrucksvoll sein … oder gnadenlos frustrierend.
Beim Bühnenbild von Showteam Mirage beim AGRAVIS Cup Oldenburg 2025 stand ich genau vor dieser Herausforderung: Die Szene war in life wunderschön anzusehen, aber als ich die ersten Ergebnisse auf dem Display sah, fürchtete ich zunächst, dass es mir nicht gelingen wird die Schönheit des Moments in Bildern festzuhalten.
Zu viel Nebel. Zu hartes Gegenlicht. Das Motiv kaum erkennbar. Die Highlights ausgefressen.
Eigentlich ein sicherer Fall für den Papierkorb – dachte ich. Doch genau diese Bilder wurden am Ende zu meinen absoluten Favoriten.
In diesem Artikel zeige ich dir, warum Nebelbilder oft unterschätzt werden, welches Potenzial in RAW-Dateien steckt, und wie ich aus einem vermeintlich misslungenen Foto, nur mit Hilfe von Lightroom, ein atmosphärisches Glanzstück machen konnte.
Warum Nebel in der Showfotografie so tricky ist
Nebel ist wunderschön, aber für Kameras eine echte Herausforderung – vor allem bei Showlicht.
Die typischen Probleme sind:
das Licht frisst Kontraste, alles wirkt flach und milchig
der Autofokus kämpft wegen der fehlenden Struktur
die Spitzlichter brennen aus
die Farben gehen verloren
das Motiv „verschwindet“ im Weißschleier
Die Entstehung des Bildes – Kameraeinstellungen & Ausgangssituation
Das Foto entstand mit:
Canon R6 Mark II
70-200mm f/2.8 (1. Generation)
200 mm
Blende f/2.8
ISO 5000
Aufnahme im RAW-Format
RAW war hier absolut entscheidend – ohne die zusätzlichen Bildinformationen wäre eine Rettung fast unmöglich gewesen.
Und so sah das Ausgangsbild aus:

Meine Bildbearbeitung in Lightroom
Als ich das Bild auf meinem Display gesehen hatte, kam mir eigentlich schon der Impuls es zu löschen. Denn wie sollte ich es hinbekommen, das Bild so magisch und märchenhaft wirken zu lassen, dass sie die Atmosphäre des Bühnenbilds widerspiegelt?
Hier erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie ich das Bild aus der Nebelsuppe geholt habe – ohne Photoshop, nur mit Lightroom.
1. Dunst entfernen: Der Gamechanger
Der wichtigste Regler bei Nebelbildern:
Dunst entfernen: +90
Das allein holt Struktur, Tiefe und Zeichnung zurück. Der Moment, in dem aus „vernebelt“ plötzlich „mystisch“ wird.
2. Farbe wiederbeleben
Nebel schluckt Farben – also musste ich hier nachhelfen.
Dynamik: +35
Sättigung: +3
Gerade die Dynamik bringt die warmen, roséfarbenen Showlichter zurück.
Alternativ hätte man dafür auch sehr gut mit den Gradationskurven arbeiten können, allerdings fand ich es schneller und praktischer an der Dynamik- und Sättigungsschraube zu drehen. Auch weil ich die natürlichen Farben zurückholen wollte ohne die Höhen und Tiefen zu sehr farblich zu verändern.
3. Klarheit & Struktur – sehr bewusst dosiert
Für mystische, ruhige Showbilder reicht oft ein Hauch, damit es nicht unnatürlich wirkt:
Klarheit: +16
Struktur: +4
So entsteht Plastizität, ohne dass das Bild künstlich wirkt.
4. Rauschreduzierung (ISO 5000)
Hier habe ich die Lightroom KI-Rauschreduzierung zaubern lassen. Gerade dunkle Showszenen profitieren extrem davon.
5. Licht lenken: runder Radialverlauf
Um den Blick genau auf Pferd und Reiter zu führen, setzte ich eine leichte Abdunklung:
Radialverlauf (oval): -1 EV
Während der Einstellung nicht vergessen den Haken bei "Umkehren" zu akitivieren, um den Verdunklungseffekt nach außen zu setzen. Das lenkt den Blick auf das Motiv und gibt ihm eine gewisse Leuchtkraft.
6. Feinschliff nach Gefühl
Ein paar letzte Nuancen bei Weißabgleich, HSL und Lichtern – nach persönlichem Geschmack, ohne überzuziehen.
Das Ergebnis: Von Kategorie „Papierkorb“ zu Kategorie „Wow“

Der Unterschied könnte größer kaum sein – und genau hier zeigt sich, wie viel Potenzial in schwierigen Showfotos steckt.
Was ich aus diesem Beispiel mitgenommen habe
Nicht zu früh löschen! RAW-Dateien haben oft viel mehr Potenzial, als man denkt.
Nebel kann für Fotos ein echtest Gestaltungsmittel sein.
„Dunst entfernen“ ist bei Showfotografie ein echter Zauberregler.
Lightroom ist oft ausreichend, um selbst extrem schwierige Bilder zu retten.
Showfotografie lebt von Mut und Übung, Übung, Übung: Gegenlicht, Nebel und Spotlights können die eindrucksvollsten Bilder erzeugen, wenn man ihnen eine Chance gibt.
Fazit: Nebel ist kein Feind – er ist dein Verbündeter
Ich hoffe, ich konnte dich motivieren, Bilder im Nebel nicht zu meiden oder direkt zu löschen, sondern ihnen eine Chance zu geben und den Nebel als ein atmosphärisches Elemente zu sehen.
Und vielleicht schaut man dann beim nächsten Show-Auftritt nicht frustriert auf das verrauchte Display – sondern denkt: „Hey, da steckt noch so viel drin.“




Habt ihr noch mehr Ideen oder Anregungen? Dann schreibt gerne in die Kommentare! :-)
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