Schwarzer Hintergrund in der Pferdefotografie - so geht's!
- Johanna Milse
- 15. Sept. 2017
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Schwarze Hintergründe in der Pferdefotografie wirken edel, dramatisch und lenken den Blick komplett auf das Pferd. Ich werde oft gefragt, wie diese Aufnahmen entstehen – deshalb möchte ich meine Erfahrungen und Tipps hier mit dir teilen. Spoiler: Du brauchst kein teures Studio, nur die richtige Location und etwas Verständnis für Belichtung!

Die Grundidee: Natürliches Licht clever nutzen
Das Geheimnis liegt im deutlichen Lichtunterschied zwischen Vorder- und Hintergrund. Während das Pferd im hellen Tageslicht steht, befindet sich der Hintergrund im Schatten oder in einem dunklen Raum. Die Kamera wird so eingestellt, dass das Pferd im hellen Vordergrund korrekt belichtet ist, wodurch der dunkle Hintergrund automatisch (fast) schwarz wird.
Die Location:
- Einen möglichst fensterlosen, dunklen Raum (Scheune, Stall, Reithalle)
- Eine große Türöffnung, so groß wie nötig damit in der das Pferd gut und ruhig stehen kann (viele Pferde stehen nicht gern in engen Türen) und so klein wie möglich, damit nicht zu viel Helligkeit von außen in den Raum fällt.
- Helles Tageslicht. Ein bewölkter Himmel ist perfekt! Vermeide direkte Sonne (zu harte Schatten) oder zu dunkle Tage (dann hast du zu wenig Kontrast und kriegst du den Hintergrund nicht schwarz genug)
So funktioniert's:
- Das Pferd steht direkt an der Grenze zwischen hell (draußen) und dunkel (drinnen)
- Mit den Vorderhufen direkt auf der Türschwelle hast du den maximalen Lichtunterschied direkt im Schulterbereich des Pferdes
- Kopf und Hals des Pferdes sollten im Tageslicht sein
- Der Hintergrund ist der dunkle Raum dahinter. Je dunkler der Raum, desto einfacher wird der Hintergrund automatisch schwarz.

Meine Kamera-Einstellungen
Grundregel:
Die Kamera soll das Pferd korrekt belichten. Der dunkle Hintergrund wird dadurch automatisch unterbelichtet und erscheint (nahezu) schwarz.
Die Kamera-Automatik ist hier dein Feind
Die Kamera-Automatik versucht, das gesamte Bild gleichmäßig zu belichten – sie "sieht" den dunklen Hintergrund und hellt ihn automatisch auf. Das Ergebnis: Der Hintergrund wird grau statt schwarz, und das Pferd ist oft überbelichtet. Deshalb ist bei dieser Art von Fotos der manuellen Modus (M) ein Muss!
Empfohlene Einstellungen:
Möglichst offene Blende:
- f/2.8 – f/3.5 mit dem Fokus auf dem Auge des Pferdes wird das Gesicht scharf und der Rücken und die Kruppe des Pferdes bekommt eine schöne, weich auslaufende Unschärfe
- f/5.6 – f/8 wenn du den gesamten Körper des Pferdes scharf haben möchtest
Verschlusszeit:
Variabel je nach Lichtsituation und abhängig davon, wie stabil du die Kamera halten kannst und wie ruhig das Pferd steht. Meine Empfehlung ist
- Mindestens 1/640s um Verwackler zu vermeiden
- Besser 1/1000s damit du auch bei einem unruhigen Pferd schnell reagieren kannst ohne zu verwackeln
ISO:
Variabel je nach Lichtsituation. Nachdem du Blende und Verschlusszeit festgelegt hast ist der ISO deine Stellschraube um das Bild aufzuhellen.
- So niedrig wie möglich (ISO 100-400) um Bildrauschen zu vermeiden
- ISO 800-1000 ist noch ok, aber darüber würde ich eher erwägen, die Lichtsituation zu verändern, z.B. durch einen Location-Wechsel, Verlagerung in eine andere Tageszeit oder durch den Einsatz eines Reflektors.
Kamera und Objektiv:
Die gute Nachricht ist: du brauchst keine High-End Profiausrüstung. Eine offene Blende zaubert einen weichen Übergang vom einem scharf fokussierten Gesicht zum weich auslaufenden Rücken und Kruppe des Pferdes. Das heißt, ein lichtstarkes Motiv ist ein nice to have, aber kein Muss. Grundsätzlich hat diese Art von Fotos keine all zu hohen Ansprüche an die Ausrüstung. Eine Einsteiger oder Mittelklasse-Kamera und ein Objektiv mit z.B. einer f4er Blende ist hierfür völlig ausreichend. Ich empfehle allerdings ein Teleobjektiv, um die Pferde gut proportioniert abzubilden. Meine bevorzugte Brennweite für diese Fotos ist 135mm oder höher.
Fokus:
Ich fotografiere bei dieser Art von Set-Up immer im automatischen Fokus (AF), mit kleinen Fokusfeldern (je nach Kamera-Modell ist das etwas unterschiedlich). Wenn das Pferd relativ ruhig steht, dann kann man sich hierbei ruhig trauen den AF One-Shot anstatt den AF Servo zu verwenden. Der Fokuspunkt sollte immer auf dem Auge des Pferdes sein! ..sofern möglich :-)

Der Geheimtipp: Reflektor für mehr Ausdruck und Dramatik
Ein Reflektor ist mein Geheimtipp für diese Aufnahmen! Er zaubert wunderschöne Reflexe ins Fell und sorgt für Lichtpunkte im Auge – das macht den Blick lebendig und wach.
Bonus: Die meisten Pferde reagieren neugierig auf den Reflektor, spitzen die Ohren und richten sich auf. Perfekt für ausdrucksstarke Posen!
Aber Vorsicht: Manche Pferde erschrecken bei ruckartigen Bewegungen. Immer langsam herantasten und auf die Reaktion achten.
Meine Empfehlung: 5-in-1 Reflektor, 100-150cm, silber/gold-Mix, ab ca. 40-50€

Der letzte Feinschliff: Nachbearbeitung
Auch bei perfekter Aufnahme wird der Hintergrund meist nicht komplett schwarz, sondern dunkelgrau mit sichtbaren Details (Balken, Wände, etc.). Den letzten Feinschliff bekommt das Bild in der Nachbearbeitung. Hier lassen sich Kontraste verstärken, der Hintergrund perfekt abdunkeln und kleine Unschönheiten korrigieren –dieser Schritt macht nochmal den großen Unterschied!
Soll ich dazu einen eigenen Blog-Beitrag schreiben? Wenn du wissen möchtest, wie ich meine Bilder nachbearbeite (inkl. Lightroom-Presets und Schritt-für-Schritt-Anleitung), lass es mich gerne in den Kommentaren oder per Nachricht wissen. Bei genug Interesse packe ich all meine Tipps in einen ausführlichen Beitrag!
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Mehr über mich und meine Arbeit:
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